1. Thema 1

1.1. Lesen Sie bitte den Text

Die Jahre nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches, vor allem zwischen 1945 und 1948, waren für Deutschland und jeden einzelnen Bürgers “schwarze Jahre”. Die meisten hatten ihr Hab und Gut verloren, die Städte waren zerbombt, es fehlte überall an Nahrungsmitteln, Kleidung, Wohnungen und Gebrauchsgegenständen.

Geld gab es in Hülle und Fülle, aber da ein entsprechendes Warenangebot fehlte, war die damalige Währung “Reichsmark” (RM) praktisch wertlos.

Um die Bevölkerung, darunter 12 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene, mit den lebensnotwendigen Gütern zu versorgen, waren beispielsweise Brot, Fleisch, Fett, Zucker, Salz, Käse, Brennstoffe, Schuhe, Kleidung “rationiert”. Das heiβt: Behörden versuchten, das Wenige gerecht zu verteilen; sie setzten für jeden Verbraucher bestimmte Mengen von Gütern fest. Diese Rationen wurden über Lebensmittelkarten und Warenbezugsscheine zugeteilt. Was die Menschen tatsächlich bekamen, war oft viel weniger. Die vollständige Erfassung aller Güte gelang den Behörden nicht, und die Güterproduktion blieb weit hinter der Nachfrage zurück. Nach einer Statistik von 1946 -1947 hätte jeder Verbraucher nur alle 40 Jahre einen Anzug, alle 10 Jahre ein Oberhemd, alle 7 Jahre einen Teller und alle 5 Jahre eine Zahnbürste erhalten können.

Zum Kauf der ihm nach der Karte zustehenden Lebensmittel benötigte der Verbraucher im Monat rund 9,50 RM. Die Entwertung des Geldes und der Gütermangel förderten das Entstehen des “schwarzen Marktes”, auf dem der Tauschhandel blühte. Dort konnten Waren gegen Waren, beispielsweise Uhren gegen Kartoffeln, Schmuck gegen Speck, getauscht oder zu völlig überhöhten Preisen (“Schwarzmarktpreise”) gekauft werden. Ein Pfund Kaffee kostete 400 RM, eine Glühbirne 50 RM. Neben der Reichsmark entstand die sogenannte “Zigarettenwährung”. Begehrte amerikanische Zigaretten übernahmen die Rolle eines anerkannten Zahlungsmittels. So schwankte der Gegenwert für eine Zigarette, je nach Ort und Zeit verschieden, zwischen 5 und 15 Reichsmark. Der Wochenlohn eines Arbeiters reichte damals eben aus, um ein Päckchen Zigaretten zu bezahlen. Wer nichts hatte, was er zum Tausch anbieten konnte (und das war die Mehrheit), litt groβe Not.

Der Schwarzhandel verhinderte die wirksame staatliche Bewirtschaftung der Güter, denn Bauern, Hersteller, ja selbst Behörden lieβen sich vielfach nur auf den verbotenen Tausch von Waren gegen Waren ein.