Themen und Aufgaben

5. Thema 5

5.1. Lesen Sie folgende Texte, die beschreiben, wie Geld entsteht und wie wichtig ein geordnetes Geldwesen und die Erhaltung des Geldwertes für eine gedeihliche Wirtschaftsentwicklung sind

1. Begriff und Aufgaben des Geldes

Das Wort "Geld" hat einen besonderen Klang. Unterschiedliche Assoziationen stellen sich ein. Wir denken zunächst an Münzen und Banknoten, wenn wir das Wort "Geld" hören. Wir reden von "Geld verdienen", wenn es um unser Einkommen geht. Wir sprechen von "Geld ausgeben", wenn wir einkaufen. Bei größeren Anschaffungen kommt es vor, dass wir uns "Geld leihen", also einen Kredit aufnehmen müssen - sei es im Bekanntenkreis oder bei einer Bank. Geld bezeichnet also Einkommen, Zahlungsmittel, Vermögen, Kredit…

Diese recht unterschiedliche Verwendung des Begriffs "Geld" kommt nicht von ungefähr: sie ist Ausdruck der universalen Rolle, die Geld im Wirtschaftsleben spielt. Geld ist die Lebensader einer arbeitsteiligen Wirtschaft. 

Moderne Volkswirtschaften zeichnen sich durch einen hohen Grad von Arbeitsteilung und Spezialisierung aus. Arbeitsteilung und Spezialisierung machen Menschen voneinander abhängig. Die arbeitsteilige Wirtschaft war deshalb zunächst notwendigerweise eine Tauschwirtschaft, in der die Menschen ihre Waren und Dienstleistungen, also Güter, untereinander austauschen mussten. Die Schwierigkeit dabei war freilich, immer gerade denjenigen zu finden, dessen Tauschwunsch genau dem eigenen in Art und Umfang entsprach. 

Um diese Schwierigkeit des so genannten Naturaltausches zu überwinden, kamen die Menschen schon frühzeitig darauf, nicht mehr Ware gegen Ware zu tauschen, sondern zunächst die Ware gegen Geld zu verkaufen. Das Geld verwendeten sie dann, um Waren ihrer Wahl zu kaufen. An die Stelle des einfachen Tausches "Ware gegen Ware" trat der doppelte Tausch "Ware gegen Geld" und "Geld gegen Ware". Das machte die Sache nur auf den ersten Blick komplizierter. Wenn man nämlich eine "Zwischentauschware" einschaltet, können Verkauf und Kauf zeitlich und örtlich auseinanderliegen. Das Geld erleichtert es, Waren und Dienstleistungen über Märkte zu leiten, wo jeder seine Angebote machen und seinen Bedarf decken kann. Geld ist zunächst ein allgemein akzeptiertes Tauschmittel. Es wird entsprechend der Waren und Dienstleistungen, die man dafür kaufen kann, bewertet. Deshalb spricht man beim Geld auch von einer "Anweisung auf Güter". 

Geld wird auch zur Abdeckung von Verpflichtungen, wie etwa Schulden, benutzt. In diesen Fällen geht es nicht um einen Austausch von Gütern, sondern um so genannte Finanztransaktionen. Insoweit spricht man besser von der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel. 

Diese Zahlungsmittelfunktion lässt sich anhand des so genannten Geld- und Güterkreislaufs verdeutlichen. Damit lassen sich die vielen Transaktionen, die mit Geld in der arbeitsteiligen Wirtschaft abgewickelt werden, systematisieren. Transaktionen laufen hauptsächlich über Märkte. Dabei wird grundsätzlich zwischen Märkten für Waren und Dienstleistungen - so genannten Gütermärkten - und Märkten für Produktionsfaktoren (Arbeit, Boden, Kapital) unterschieden. 

Die abstrakte Einheit "Geld" erlaubt es, den Wert aller Güter in Einheiten derselben Bezugsgrösse auszudrücken und dadurch vergleichbar zu machen. Das Geld hat also auch die Funktion eines Wertmaßstabes, einer Recheneinheit. 

Geld kann die genannten Funktionen nur solange erfüllen, wie es "wertvoll" bleibt. Man ist nur dann bereit, Waren gegen Geld herzugeben, wenn man darauf vertrauen kann, dass der Gelderlös nicht unter den Händen zerrinnt. Auch als Recheneinheit eignet sich Geld nur, wenn es stabil ist. Das Vertrauen in unser Geld und seine Wertbeständigkeit bilden deshalb die Grundlage des Geldwesens. Sie ist auch die Voraussetzung für das Sparen. Man kann über abgespartes Geld zu einem späteren Zeitpunkt verfügen. Geld ist also auch ein Wertaufbewahrungsmittel. Ein Darlehensgeber z. B. verzichtet - zumindest zeitweise - auf die Verfügbarkeit, wofür er eine Entschädigung in Form von Zinsen verlangen kann. Geld ist übrigens nicht das einzige Mittel der Wertaufbewahrung. Kaufkraft kann man auch ansammeln, indem man beispielsweise Wertpapiere oder Immobilien kauft. Diese Anlagen werfen einen Ertrag in Form von Zinsen oder Mieten usw. ab. Sie sind jedoch nicht liquide und lassen sich unter Umständen nur mit Verlusten verkaufen, also wieder in Geld zurückverwandeln. 

Im Grunde geht es nämlich gar nicht um das "Geld", sondern um ein allgemein akzeptiertes Austauschmittel, das häufig gar keinen eigenen Nutzen für den Besitzer hat. Wie einfach wäre es auch sonst, die Armut vieler Menschen zu beheben: man brauchte nur die Druckerpresse für neue Banknoten in Bewegung zu setzen, um ihnen so viel Geld zu verschaffen, wie sie benötigen. Ein Überschwemmen des Landes mit Banknoten würde aber die Armut in keiner Weise beheben. Armut ist nicht der Mangel an Geld, sondern an Gütern. So "verschleiert" das Vorhandensein von Geld oft die wirklichen Wirtschaftsprozesse. 

Geld ist ein Gutschein für Güter, jedoch ohne festen Wert. Der Wert hängt u. a. von dem Verhältnis von Geld- und Gütermenge in einer Volkswirtschaft ab: 


Geldmenge   Gütermenge  ->  Inflation (Prozess fortlaufender Preiserhöhungen) 

Geldmenge  =  Gütermenge  ->  Preisniveaustabilität

Geldmenge  <  Gütermenge  ->  Deflation (Prozeß fortlaufenden 

Preisverfalls)


Entscheidend für Geld ist nicht die Erscheinungsform, die fast beliebig sein kann, sondern sind die Aufgaben, die Geld erfüllt.